Was ist Heroin?

Heroin wird zur Gruppe der halbsynthetischen Opioide gezählt. Aus der Opiumpflanze («Schlafmohn») wird zunächst Rohopium gewonnen und im Labor zu Diacetylmorphin weiterverarbeitet, bei uns bekannt als Heroin. Die Substanz kann geschluckt, geraucht oder gespritzt werden. Bei intravenöser Einnahme, passiert Heroin besonders schnell die Blut-Hirn-Schranke und entfaltet seine Wirkung auf diese Weise am stärksten. Die Substanz ist im Hinblick auf das Abhängigkeits- und Suchtpotential eine der gefährlichsten Drogen. Die negativen Folgen im körperlichen, psychischen und/oder sozialen Bereich können bei exzessivem Konsum besonders rasch auftreten und haben ein wesentlich größeres Ausmass als bei den meisten anderen Substanzen.

In der Schweiz wird Diacetylmorphin seit 1994 legal in der heroingestützten Behandlung unter dem Handelsnamen Diaphin® eingesetzt und verordnet.

Wie wirkt Heroin?

Heroin bewirkt, neben der Ausbildung einer körperlichen Abhängigkeit, im Gehirn aufgrund neuropsychologischer Vorgänge ein immer wieder erneut drängendes Verlangen nach Heroinzufuhr. Ein Vorgang ähnlich dem, «Salzwasser gegen den Durst» zu trinken. Je mehr man trinkt umso mehr facht der darauffolgende Durst die Gier an. Das anfänglich von Heroin erzeugte Glücksgefühl («Kick», «Flash» etc.) ist über die beteiligten Neurotransmitter dafür verantwortlich, der Effekt verpufft jedoch nach kurzer Zeit und es bleibt die Abhängigkeit, die eine erhebliche Einschränkung der Erlebnisfähigkeit und damit der Lebensqualität darstellt.

Die Substanz wirkt stark schmerzlindernd (analgetisch), hustenreizlindernd (antitussiv) und psychotrop (“auf die Seele wirkend”). Es verlangsamt die Atmung, senkt den Blutdruck sowie den Puls und verengt die Pupillen. Übelkeit, Erbrechen und Juckreiz können begleitend auftreten.

Wie kommt jemand zum Heroinkonsum?

Die Frage wie alles angefangen hat, beantworten viele Betroffene in etwa so:

«Irgendeinmal kam ich mit einem Menschen in Kontakt, der Zugang zu Heroin hatte. Ich war vor Heroin gewarnt worden. Ich stellte deshalb die Frage nach der Gefährlichkeit. Ich dachte, und wurde darin vielleicht sogar bestärkt, dass durch einmaligen Konsum ja noch kein Problem entstehen kann. Deshalb überwog die Neugier und es erfolgte der Konsum meiner ersten Dosis.»

Da Neugier eine zutiefst menschliche Eigenschaft ist und die negativen Konsequenzen des Heroinkonsums nicht unmittelbar eintreffen, unterschätzen viele Menschen, unabhängig von Ihrem Lebenshintergrund die Gefahr.

Beim Heroinkonsum erfolgt zudem eine starke Prägung auf Objekte, die mit der Situation des Konsums verbunden sind. Opioid- bzw. Heroinkonsum kann man sich als eine Art «simulierte Triebbefriedigung» vorstellen, also als «besonders guten Sex» oder «besonders gutes Essen». Das Gehirn merkt sich die Situation und die Umstände, die zu diesem «besonderen Erlebnis» geführt haben – und will es möglichst oft wiederholen. Daraus ergibt sich die Sucht, das unwiderstehliche Verlangen nach dem «alleinseligmachenden» Stoff.

Dieses Verhalten eines Süchtigen ist für seine Umgebung häufig nicht zu verstehen. Entgegen jeder Vernunft oder gutem Vorsatz fällt er immer wieder zurück in sein selbstzerstörerisches Verhalten. Das erklärt sich daraus, dass die Opiatsucht in Bereichen des menschlichen Wesens prägend wirkt, die dem freien Willen nur bedingt oder gar nicht zugänglich sind: den Instinkten. Bei genügendem «Suchtdruck» wird die Vernunft übersteuert, die Betroffenen gehorchen allein den (neurologisch fehlgeleiteten) Triebkräften. Süchtige sind deshalb häufig selber traumatisiert, die Erfahrung, plötzlich nicht mehr über das eigene Wollen und Verhalten zu bestimmen, verunsichert. Oft wird es als beängstigend und demütigend erlebt. Bei wiederholtem Gebrauch stellt sich zudem sehr rasch eine Gewöhnung ein. Der nun auch körperlich abhängig gewordene Konsument richtet das tägliche Leben mehr und mehr auf dieses eine Bedürfnis der Opiatzufuhr aus.

Es ist deshalb wenig sinnvoll, in erster Linie nach Gründen zu suchen, warum jemand heroinabhängig wurde. Häufig führt das nur zu Schuldgefühlen der Betroffenen und ihrer Umgebung. Opiatabhängige Menschen finden sich unabhängig von psychosozialem Hintergrund, Bildung, Status etc. in allen Schichten – der Jugendliche, der sich zum ersten Konsum verführen liess wie der Mediziner, der sich seiner zu sicher war und deshalb glaubte, alles im Griff zu haben.

(Auszug aus Stucki, A. (2019): opiatfrei, 2. Auflage, Zumsteg Druck, Schöftland, 14 – 22.)

Fragen und Antworten zur Heroin-Abhängigkeit

Das wichtigste, und oft auch das schwierigste ist, zu akzeptieren, dass der Betroffene nur aus eigener Überzeugung bereit sein wird, an seinem Leben etwas zu ändern. Niemand kann einen anderen «retten». Durch die Wirkung von Heroin ergibt sich eine verzerrte Wahrnehmung der Realität. Eine klare Haltung der Umgebung, die vom Süchtigen nicht die Konsequenzen seiner Sucht fernhält und von ihm verantwortliches Handeln fordert – und damit auch zutraut – ist deshalb häufig die beste Hilfe.
Abhängigkeitskriterien nach dem ICD-10: Die ICD-10 (Internationale statistische Klassifikation der Krankheiten und verwandter Gesundheitsprobleme) befasst sich mit international anerkannten Klassifikationen und Kriterien zur Klärung medizinischer Diagnostik. Nach ICD-10 besteht z. B eine Opioid- oder Opiatabhängigkeit, wenn während des letzten Jahres mindestens drei der folgenden Symptome oder Verhaltensweisen vorkamen: 1. ein starker Wunsch oder Zwang, die Opiate oder Opioide zu konsumieren, 2. verminderte Kontrollfähigkeit bezüglich des Konsums (Kontrollverlust), 3. Substanzgebrauch mit dem Ziel, Entzugssymptome zu mildern, 4. körperliches Entzugssyndrom, 5. Toleranzentwicklung (Gewöhnung an höhere Dosen), 6. fortschreitende Vernachlässigung anderer Vergnügen oder Interessen, 7. anhaltender Suchtmittelkonsum trotz des Nachweises eindeutiger schädlicher Folgen (wie Müdigkeit, depressive Verstimmung, Arbeitsplatzverlust) und 8. eingeengtes Verhaltensmuster im Umgang mit der Substanz. H. Dilling, W. Mambour, H. Schmidt: Internationale Klassifikation psychischer Störungen: ICD-10. 2. Auflage. Weltgesundheitsorganisation, Huber, Bern 2008.
Der menschliche Organismus ist in der Lage seine eigenen Opioide («endogene Morphine = Endorphine) herzustellen. Äusserst potente Substanzen, die schmerzstillende und euphorisierende Wirkungen zeigen. Durch wiederholte Zufuhr von externen Morphinen stellt sich der Körper auf den dadurch künstlich erhöhten Spiegel ein. Da ein übergrosses Angebot vorliegt, wird die körpereigene Produktion vermindert. Der Stoffwechsel des Organismus passt sich in vielerlei Hinsicht der externen Zufuhr an. Das Gehirn lernt, auf eine Art und Weise zu funktionieren, die dem dauernd erhöhten Pegel durch externe Opioide Rechnung trägt. Das Ausmass dieser «Abhängigkeit von externer Zufuhr» wird dabei im Wesentlichen von der Dosierung, der Dauer des Konsums, der Art der Substanz und Konsumform bestimmt. Deshalb ist es möglich, dass jemand auf Dauer mit einer Dosis lebt, die für einen gesunden Menschen mehr als einmal tödlich wäre. Dieses Phänomen nennt sich Opioidtoleranz. Die Gewöhnung verlangt nach immer höheren Dosen um den gleichen Effekt zu erhalten. Dabei gilt eine nichtlineare Skala. Wenn also die Opioidtoleranz dazu führt, dass der für das Wohlbefinden notwendige Spiegel nicht mehr erreicht wird, erfolgt eine Erhöhung der Dosis. Wird nun die Dosis um z.B. 10% erhöht, führt das auf Dauer zu hohen Schritten in absoluten Zahlen, die dann mit der Zeit über die Gewöhnung wiederum an Wirkung einbüssen. Dieses «hinterherrennen» ist Ursache für viele Probleme, zum Beispiel bei chronischen Schmerzen, da mit den höheren Dosen auch die Nebenwirkungen zunehmen. In der Regel ist es empfehlenswerter, die Opioidtoleranz mit gezielten Massnahmen in Schach zu halten als die Dosis zu erhöhen. Während einer Entzugsbehandlung wir die Opioidtoleranz praktisch vollkommen rückgängig gemacht, das heisst der erneute Konsum der Eingangsdosis könnte am Ende des Entzugs zu ernsten Problemen («Überdosis») führen. Die Opioid-Abhängigkeit bleibt ohne direkte Konsequenzen, solange der notwendige Spiegel durch externe Zufuhr dauernd erneuert wird und ein gewisses Minimum nicht unterschreitet. Diese stete Erneuerung wird durch den Stoffwechsel verlangt, der die Opioide laufend abbaut. Solange die Zufuhr regelmässig erfolgt, bleibt der Umbau der Funktionsweise des Organismus ohne allzu offensichtliche Symptome. Mit einer Opioid-Abhängigkeit lässt sich sehr unauffällig leben, wenn die (oft mehrmals) tägliche Zufuhr nicht unterbrochen wird. Kommt es zu einem Unterbruch der Einnahme, sinkt der Spiegel der körperfremden Opioide langsam ab. Ab einer bestimmten Schwelle wird das als Entzugserscheinung wahrgenommen. Mit Anfänglich nur leichten, mit Dauer des Ausbleibens aber immer stärkeren Symptomen verlangt der Körper nach externer Zufuhr. Diesem heftigen auch psychischem Verlangen wird dann meistens wieder entsprochen und der Zyklus beginnt von Neuem.
Anzeichen, welche sich nach einer Gewöhnung, bei der ausbleibenden Zufuhr eines Opioids zeigen. Die Symptome treten in Abhängigkeit der eingenommenen Substanz und der Applikationsform (z.B. oral oder nasal), zeitlich schneller oder langsamer und schwächer oder stärker auf. Unabhängig von der Art des verwendeten Opioids sind die Anzeichen für einen Entzug bei allen Opioiden ähnlich. Kurz ein paar der häufigsten (körperlichen) Entzugssymptome: • Rhinorrhoe (laufende Nase) • Niesen • Mydriasis (Weitstellung der Pupillen) • Tränenfluss • Gähnen • Doppelbilder • Übelkeit und Erbrechen • Abdominelle Spasmen (Bauch- und Unterleibskrämpfe) • Diarrhoe (Durchfall) • Kein oder sehr unruhiger Schlaf • Muskelschmerzen oder -krämpfe • Schwitzen • Piloerektion (Gänsehaut), wiederholte Schauer • Schüttelfrost • Tachykardie (schneller Puls) oder Hypertonie (hoher Blutdruck) Daneben gibt es auch psychische Entzugssymptome wie Suchtdruck (Craving). Der Begriff «Craving» bezeichnet ein starkes Verlangen, Suchtmittel zu konsumieren und sind ein zentrales Merkmal einer Sucht. Auftreten und Ausprägung sind in hohem Masse zustands- und situationsabhängig. Craving wird meistens begleitet von Unruhegefühlen, Ängsten und depressiven Verstimmungen.
Drogensucht besteht im Wesentlichen aus den Komponenten «Abhängigkeit» und «Sucht». Abhängigkeit bedeutet dabei die Gewöhnung des Organismus an die externe Zufuhr von Opiaten. Sucht die Ausbildung (Konditionierung) von drängenden und zwanghaften Konsumimpulsen, die sich u. a. durch die neuropsychologischen Wirkungen der verschiedenen Opiate ergeben. Die Abhängigkeit lässt sich mit einem ESCAPE-Entzug relativ einfach beheben. Die Sucht muss mit der individuell richtigen Vorgehensweise behandelt werden. Die Erfolgsergebnisse sind in etwa ähnlich wie bei anderen chronischen Krankheiten. Es gibt jedoch keine schnellen Rezepte, oft braucht es beharrliche und wiederholte Therapieinterventionen, damit der daraus resultierende Lernprozess in eine dauerhafte Suchtfreiheit münden kann. Durch den komfortablen ESCAPE-Entzug und die hohe Wirtschaftlichkeit dieses Behandlungspfades ist es für Abhängige deutlich einfacher, sich mit ihrer Sucht auseinanderzusetzen und opiatfrei zu werden.
Drogensucht ist kein unabänderliches Schicksal. Sie entsteht durch die spezifische Wirkung der Opiate. Am Anfang steht meistens die Neugier. Wenn sich die Gefühle im Betroffenen durch diesen ersten Konsum günstig verändern, entsteht daraus das Bedürfnis nach einer weiteren Dosis. Unbemerkt und schnell gewöhnt sich der Körper an die Opiate. Eben glaubte man noch alles im Griff zu haben, und schon ist man «drauf». Die Opiatsucht ist eine Art Betriebsunfall beim Versuch, sich direkt im eigenen Kopf die Illusion einer angenehmeren Welt zu erschaffen. Das Gehirn verändert seine Funktionsweise, die Kontrolle des Verhaltens wird eingeschränkt. Der «freie Wille» wird durch drängende Konsumimpulse überlagert.

ESCAPE-Heroinentzug machen

So gelingt ein erfolgreicher Heroin-Entzug:
ESCAPE Heroinentzug

Erfahrungen zum Thema Sucht und Entzug:
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ESCAPE-Klinik - Drogenentzug und Entzug von Opiaten in 5 Tagen

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