Opiatabhängigkeit ist kein unabänderliches Schicksal!

Die Opioid- oder Opiatabhängigkeit zählt zweifellos zu den tückischsten Herausforderungen, mit der sich ein Mensch im Laufe seines Lebens konfrontiert sehen kann. Wer es nicht schafft, sich von dieser Abhängigkeit zu lösen, sieht sich langfristig mit den Auswirkungen seiner Sucht konfrontiert. Daher möchten wir hier einige Facetten der Opioid- bzw. Opiatabhängigkeit sowie mögliche Therapieansätze beleuchten, um sowohl Betroffenen als auch ihren Angehörigen die dahinterliegenden Mechanismen näherzubringen.

Ein fundiertes Verständnis kann den Mut zur Veränderung fördern.

Die Wirkung von Heroin – und anderen suchterzeugenden Substanzen – als Grundlage eines Geschäftsmodells

Die Mehrheit der Menschen, die von Opioiden abhängig werden, fallen anfänglich der illegalen «Drogen-Industrie» zum Opfer. Diese Industrie bemüht sich ständig, durch das allgegenwärtige Angebot diverser Substanzen Menschen zum Konsum zu verleiten. Neugierde ist eine tief menschliche Eigenschaft, und weil die negativen Folgen des Opiatkonsums oft nicht direkt spürbar sind, tendieren viele dazu, die damit verbundenen Risiken zu unterschätzen. Das gilt unabhängig vom persönlichen Hintergrund, da die Gefahr auf den ersten Blick nicht immer offensichtlich erscheint..

Wohl kein Abhängiger hatte seinen Erstkonsum in der bewussten Absicht, fortan das Leben eines Abhängigen führen zu wollen. Plötzlich jedoch, bei dem einen schneller, bei dem anderen später (aber letztlich durch die spezifische Wirkung von abhängigkeitserzeugenden Substanzen auf das menschliche Gehirn bei wiederholtem Gebrauch IMMER!) macht sich die Erkenntnis breit, dass man ohne die dauernde Zufuhr nicht mehr zurechtkommt. Was bedeutet, dass die Betroffenen in der Abhängigkeit gelandet sind und nun für die täglich zu erneuernde Zufuhr von Substanzen viel Geld ausgeben müssen. Verfügt jemand nicht (mehr) über die notwendigen Mittel, werden diese auf die eine oder andere Weise beschafft. Die Exponenten, die dieses menschenverachtende Geschäft betreiben, wissen sehr genau um diese Mechanismen. Die Heroinabhängigkeit als gesellschaftliches Phänomen folgt aus unserer Sicht einer Infektionslogik, die «Industrie» ist darauf angewiesen, immer neue Opfer zu «infizieren», das heisst dafür zu sorgen, das z.B. Heroin verfügbar ist und Menschen damit in Kontakt kommen. Wenn diese dann ihren «freien Willen» verlieren, werden sie für «Stoff» ihr ganzes Geld abliefern.

Fataler Eingriff ins Triebleben

Heroin aktiviert archaische, auf die Befriedigung primärer Bedürfnisse (Essen, Sex, Euphorie, Entspannung etc.) gerichtete Belohnungsmechanismen. Beim Heroinkonsum erfolgt durch die spezifische Wirkung auf Rezeptoren im Gehirn u.a. eine Euphorie, die sich mit dem abklingen der Substanzwirkung in ihr Gegenteil verkehrt. Daraus ergibt sich die Sucht, das unwiderstehliche Verlangen nach der (Fata Morgana) des «alleinseligmachenden» Stoffs. Dieses Verhalten eines Süchtigen ist für seine Umgebung häufig nicht zu verstehen. Entgegen jeder Vernunft oder gutem Vorsatz fallen Betroffene immer wieder zurück in ein – letztlich – selbstzerstörerisches Verhalten. Das erklärt sich daraus, dass die Opiatsucht in Bereichen des menschlichen Wesens prägend wirkt, die dem freien Willen nur bedingt oder gar nicht zugänglich sind: den Instinkten. Bei genügendem «Suchtdruck» wird die Vernunft übersteuert, die Betroffenen gehorchen alleine den (neurologisch fehlgeleiteten) Triebkräften. Süchtige sind deshalb häufig selbst traumatisiert. Die Erfahrung, plötzlich nicht mehr über das eigene Wollen und Verhalten zu bestimmen kann beängstigend sein und als demütigend erlebt werden. Bei wiederholtem Gebrauch stellt sich zudem sehr rasch eine Gewöhnung ein. Der nun auch körperlich abhängig gewordene Konsument richtet das tägliche Leben mehr und mehr auf dieses eine Bedürfnis der Opiatzufuhr aus.

Es ist deshalb wenig sinnvoll, in erster Linie nach Gründen zu suchen, warum jemand abhängig wurde. Häufig führt das nur zu Schuldgefühlen der Betroffenen und seiner Umgebung. Opiatabhängige Menschen finden sich unabhängig von psychosozialem Hintergrund, Bildung, Status etc. in allen Schichten – der Jugendliche, der sich zum ersten Konsum verführen liess wie der Mediziner, der sich seiner zu sicher war und deshalb glaubte, alles im Griff zu behalten.

Die Folgen des Konsums sind jedoch stark abhängig von den materiellen Möglichkeiten, die jemand zur Verfügung hat. Eine Person mit einem stabilen Einkommen kann ihre Abhängigkeit oft über einen längeren Zeitraum hinweg verbergen und unauffälliger leben als jemand, der auf Sozialhilfe angewiesen ist. Diese Unterschiede tragen dazu bei, dass viele der weit verbreiteten Vorurteile auf medial verbreiteten Suchtbildern basieren. Der Fokus liegt dabei häufig auf den dramatischsten und sichtbarsten Fällen, die jedoch nur einen kleinen, wenn auch auffälligen Teil des gesamten Problems darstellen. Tatsächlich sind viele Suchtgeschichten weitgehend unsichtbar und entziehen sich der öffentlichen Wahrnehmung, während sie im Verborgenen fortbestehen. Diese verborgene Realität bleibt oft unbemerkt und ist das eigentliche Hauptproblem hinter dem, was oft nur als mediales Klischee wahrgenommen wird.

Wir verwenden ein neuropsychologisches Modell, das besagt, dass jeder Mensch abhängig von Opioiden oder Opiaten werden kann, wenn er sie lange genug unvorsichtig konsumiert. Aus diesem Grund verlieren die Vergangenheit sowie Fragen nach dem Warum oder Schuldzuweisungen an Bedeutung. Vielmehr wird es so möglich, die Opiatsucht als «erworbene» Krankheit (vor allem des «Willens») zu verstehen und mit entsprechenden therapeutischen Massnahmen zu behandeln.

Heroin z.B. bewirkt, neben der Ausbildung einer körperlichen Abhängigkeit, im Gehirn aufgrund neuropsychologischer Vorgänge ein immer wieder erneut drängendes Verlangen nach Heroinzufuhr, ein Vorgang ähnlich dem, «Salzwasser gegen den Durst» zu trinken. Je mehr man trinkt umso mehr facht der darauffolgende Durst die Gier an. Das anfängliche Glücksgefühl von Heroin, auch «Kick» oder «Flash» genannt, wird durch bestimmte Neurotransmitter ausgelöst. Dieser Effekt lässt jedoch schnell nach. Was bleibt, ist eine Sucht, die eine erhebliche Einschränkung der Erlebnisfähigkeit und damit der Lebensqualität darstellt.

Substitution Zur Behandlung von Heroinsucht

Ein guter erster Ansatz, um der Heroinsucht zu entrinnen, ist sicherlich die verbreitete Substitution mit Methadon (v.a. in der Schweiz). Diese Substanz greift vor allem in den Mechanismus der Abhängigkeit ein und facht (bei bestimmungsgemässem Gebrauch!) nicht dauernd die Sucht neu an, d.h. erzeugt weniger «Suchtdruck» als Substitute wie zum Beispiel Morphin (v.a. in Österreich). Zudem entfallen die Beschaffungsprobleme und die vielfältigen Gesundheitsrisiken werden verringert.

Nun hat sich aber dieser erste, sinnvolle Schritt in ein Methadon bzw. Substitutions – «Programm» für viele Abhängige als Sackgasse entpuppt. Politische Entscheidungen haben dafür gesorgt, dass die Therapie der Sucht durch eine Verwaltung der Sucht ersetzt wurde und europaweit Hunderttausende von Abhängigen weiter auf die tägliche Einnahme von Opioiden / Opiaten angewiesen sind, ohne dass die dauernde Zufuhr dieses sehr wirksamen Schmerzmittels für ihr Leben noch einen «Nutzen» bringt – im Gegenteil. Prägnant formuliert: Wenn die illegale «Industrie» mit dem Verkauf des Heroins die Betroffenen (u.a.) finanziell ruiniert hat, müssen diese in die sozial-medizinischen Netze übernommen werden. Menschen bleiben oft süchtig, weil sie in den Strukturen der «Verwaltung von Sucht» gefangen gehalten werden. Diese Systeme sind von kurzfristigen sozialen und finanziellen Interessen beeinflusst.

Gerade bei der Methadonabhängigkeit beginnt nun ein fataler Mechanismus zu wirken. Als Medikament zur Vorbereitung auf einen Entzug ist Methadon eine sehr gute Wahl. Als Substanz zur jahrelangen Substitution eignet sich diese weniger. Neben vielen Nebenwirkungen wie Gewichtszunahme, Schwitzen und Schlafstörungen wird ein Methadonentzug von Jahr zu Jahr schwieriger, je länger man es einnimmt und je älter man wird. Viele Abhängige haben diese frustrierende Erfahrung gemacht. Sie sind konfrontiert mit einer Situation, in der sie ihre Freiheit nicht wiedererlangen können, da sie sich vor dem Ausstieg fürchten. Sozial integriert und frei von Beikonsum, ist die verbliebene Methadonabhängigkeit ein täglich zu erneuerndes Relikt aus vergangenen Zeiten – ohne Perspektive.

Ein wichtiger Aspekt bei der Behandlung der Opiatsucht ist der Umstand, dass es um Clean zu werden immer zuerst einen körperlichen Entzug braucht. Dieser Entzug wird heute vor allem in einem klinischen Setting angeboten, eine Behandlung dauert Wochen und kostet die entsprechenden Tagestaxen. Diese Entzüge finden meist zusammen mit anderen Menschen statt, die ein ähnliches Problem haben. Die Schwierigkeiten sind denn auch zahlreich, wenn es gilt, eine Gruppe von Süchtigen an einem Ort zu entziehen. Gemessen am Aufwand (meistens kostet ein stationärer Entzug 5-stellige Beträge) gestalten sich die Ergebnisse eher dürftig. Nach dem körperlichen Entzug kann jeder erneute Kontakt mit Opiaten zur sofortigen Abhängigkeit führen, unabhängig von der Methode und vom Aufwand, der für die Entgiftung betrieben wurde.

Als Alternative bieten sich Abbauprogramme an, bei denen versucht wird, durch monatelange Dosisreduktion eine Abstinenz zu erreichen. Dieser Ansatz eignet sich für sehr gut motivierte und disziplinierte Menschen, die mit langdauernden Unpässlichkeiten zurechtkommen und die sich auch durch unangenehme Symptome nicht von ihrem Ziel der Abstinenz abbringen lassen. Erfreulicherweise gibt es immer wieder Menschen, die diesen Weg bewältigen (meistens mit kompetenter Hilfe), die erforderlichen Eigenschaften sind jedoch während einer Suchterkrankung nicht sehr verbreitet anzutreffen.

ESCAPE-Behandlungspfad

Vor dem Hintergrund dieser Rahmenbedingungen wurde der ESCAPE-Behandlungspfad entwickelt. Dieser Ansatz zielt darauf ab, einen zügigen und weniger belastenden körperlichen Entzug zu ermöglichen und die Suchtbehandlung kostengünstiger zu gestalten als traditionelle, langfristige Ersatztherapien.

Nachdem wir uns Mitte der Neunzigerjahre intensiv mit den damals neuen Möglichkeiten des «Narkoseentzugs» (Turbo-, Forcierter-, Schnellentzug etc.) beschäftigt hatten, entpuppte sich dieser Weg schnell als nicht geeignet um den eigenen Ansprüchen zu genügen. Auf der Basis von bestehenden Forschungsresultaten und neuen Möglichkeiten der bildgebenden Hirnforschung entwickelte sich der ESCAPE-Entzug zu einem Verfahren, das den körperlichen Entzug auf elegante Weise vereinfacht: Der Opiatentzug wird mit Opiaten unterstützt, die herzustellen der Körper selber in der Lage ist («Endorphine»). Mit der Entwicklung spezieller Therapiegeräte konnte die Ausschüttung von körpereigenen Morphinen, wissenschaftlich nachgewiesen, stimuliert und die auf diesen Effekten basierenden ESCAPE-Entzugsprotokolle entwickelt werden.

Ein hilfreiches Modell der Entstehung der körperlichen Abhängigkeit von Opioiden:

Durch die Zufuhr von externen Opioiden / Opiaten fährt der Körper mit zunehmender Gewöhnung die eigene Opioidproduktion zurück. Der durch das «Entzugssyndrom» ausgelöste Stress bewirkt, dass nach mehr oder weniger langer Zeit die körpereigene Opioidproduktion wieder aufgenommen wird. Wenn diese wieder vollständig etabliert ist und der Regelkreislauf ohne externe Zufuhr funktioniert, ist der «kalte Entzug» vorbei. (Dieser Vorgang ist neurophysiologisch sehr viel komplexer, folgt jedoch in etwa dem im Modell beschriebenen Ablauf.)

Mit dem ESCAPE-Verfahren wird diese Umstellung auf zwei Ebenen beeinflusst: Zum einen wird durch die Anregung der körpereigenen Endorphine die Schmerzschwelle erhöht, sodass Entzugssymptome massiv abgeschwächt werden. Der Organismus ist während dem Entzug durch diese zusätzliche Opioidgabe weniger gestresst (physisch und psychisch). So treten z.B. weniger entzugsbedingte Depressionen auf. Des Weiteren wird durch die gezielte Ansprache spezifischer Hirnareale die Endorphinproduktion wieder «trainiert», ein Vorgang, der sich durch eine Verkürzung des Entzugsprozesses bemerkbar macht. Diese Verkürzung fällt insbesondere beim Methadonentzug massiv ins Gewicht. Da Methadon über eine vielfach längere Halbwertszeit verfügt als Heroin, sitzt diese Substanz dauernd auf ihrem Andockpunkt im Gehirn («Rezeptor») und dieses «verlernt» den ursprünglichen, «cleanen» Regelprozess nachhaltig.

Ein Methadonentzug kann auf konventionelle Art und Weise Wochen oder gar Monate dauern, mit dem ESCAPE-Entzug sind es noch Tage. Dieser Effekt, von unseren Patienten und Patientinnen hundertfach erfahren und beschrieben, scheint für einige «zu schön um wahr zu sein». Manche Menschen, die einen traditionellen Methadonentzug versucht oder erlebt haben, beurteilen die veröffentlichten Berichte von ESCAPE-Entzugspatienten kritisch. Ihre eigenen Erfahrungen unterscheiden sich stark von diesen Berichten. Deshalb gingen wir dazu über, die Erlebnisberichte im Original oder in Form von Interviews zu publizieren.

Vorbereitung des Ausstiegs

Die richtige Vorbereitung auf einen Entzug ist ein wichtiger Erfolgsfaktor. Im Vorfeld einer Abhängigkeitsbehandlung wird deshalb in einem Vorgespräch die Situation beurteilt und entsprechende erste Schritte eingeleitet. Der Entzug ist ein Schritt hin zu einer neuen Lebensperspektive, die Überwindung der Abhängigkeit und der Sucht ein Prozess, der oft Betroffenen und deren Umfeld einiges abverlangt. Mit einer der jeweiligen Situation angepassten Vorgehensweise und einer therapeutischen «Anleitung» stellen sich jedoch Fortschritte ein, die den Betroffenen den Glauben an eine bessere Zukunft zurückgeben.

Jedes Opioid / Opiat (Heroin, Morphium, Oxycodon, Codein, Methadon, L-Polamidon, Buprenorphin, Tilidin, Tramadol etc.) hat seine spezifischen Wirkungen und deshalb entsprechende Eigenheiten beim Entzug. Eine umfassende Kenntnis der komplexen körperlichen Entzugsabläufe und der Psychodynamik des Opiatentzugs sind die Voraussetzung, um einen Entzug schnell und für den Betroffenen komfortabel durchzuführen. Denn trotz aller Möglichkeiten, die körperliche Abhängigkeit schnell und sanft zu überwinden, bleibt der Patient mit der Tatsache konfrontiert, dass er nüchtern wird. Wenn jedoch nicht körperliche Beschwerden die ganze Aufmerksamkeit auf sich ziehen, ist es viel einfacher, sich langsam mit den eigenen Gefühlen wieder vertraut zu machen. Vor allem die durch die Stimulation der körpereigenen Opioidproduktion erreichte Schlafmöglichkeit schätzen die meisten Abhängigen auf dem ESCAPE-Entzug sehr, die Schlaflosigkeit kostet Kraft und Energie und begünstigt auf fatale Weise Rückfälle.

Die Ergebnisse zeigen, dass eine angenehme Umgebung, z.B. ein Einzelzimmer mit Rückzugsmöglichkeit und der Verzicht auf die Ansammlung von vielen Personen auf Entzug, diesen Körper und Seele umfassenden Prozess zusätzlich vereinfacht. Die meisten unserer Patienten und Patientinnen machen beim ESCAPE-Entzug eine für sie völlig neue Erfahrung. Sie beschreiben ihren Entzug oft als Ferien, Urlaub, Spaziergang und dergleichen, trotzdem sie einen Entzug hinter sich gebracht haben – gemessen an dem, was sie bisher erlebt hatten war es «ein leichter Schnupfen statt einer schweren Grippe». Wichtig für viele ist, nach einer solch langen Zeit wieder einmal ein Erfolgserlebnis zu haben. Einen Entzug durchzuziehen würden sich viele Abhängige wünschen, die Angst vor diesem Schritt ist jedoch oft ein unüberwindliches Hindernis. Da wir jede Woche Entzüge durchführen, sind diese Ängste für uns immer wieder gegenwärtig. Am Montag fürchten sich die Patienten vor dem Entzug, vor dem Unbekannten. Bis am Freitag verwandelt sich diese Angst dann in ein Gefühl der Befreiung, die gefürchteten Symptome wurde nicht in der gewohnten Weise spürbar und die Angst macht oft einer dankbaren Erleichterung Platz. Durch den Wegfall des Betäubungsmittels («Auftauen der Seele») werden lange verschüttete Gefühle wieder spürbar. Je nach Situation des Betroffenen ist das ein schwieriger oder überwältigender Prozess. Der Kontakt mit dem Leben hat aber auch seine guten und überraschenden Seiten, das Erleben von Emotionalität (z.B. Beziehungen, Musik) und die neue Empfindlichkeit der Sinne wird als «neue Geburt» erfahren.

Es lohnt sich

Die Frage, ob es sinnvoll ist, gegen die eigene Abhängigkeit und Sucht zu kämpfen, lässt sich mit einem entschlossenen «Ja, unbedingt» beantworten. Die Erfahrung aus vielen durchgeführten Therapien mit Menschen, die von Abhängigkeit betroffen sind, hat immer wieder bewiesen, dass es möglich ist, eine tiefgreifende und dauerhafte Verbesserung der Lebenssituation zu erreichen. Dazu ist die wichtigste Voraussetzung der feste Wille zur Veränderung, eine klare Perspektive für die Zukunft und die Unterstützung durch ein engagiertes und unterstützendes Umfeld.

Wir kennen zahllose Beispiele von Menschen, die heute ein «normales Leben» führen. Der Aufwand, um dieses Ziel zu erreichen ist nicht für jeden / jede gleich. Je nach individueller Ausgangslage und Situation lernen es die einen schneller, die anderen brauchen ihre Zeit und mehr als einen Anlauf. Die Sucht ist eine Entwicklung, die u.a. durch den «narkotisierten Blindflug» die Persönlichkeit mehr und mehr erodiert. Der therapeutische Prozess ist eine Umkehr dieser Entwicklung hin zu mehr Realisation der eigenen Möglichkeiten und Erfüllung.